Das Gefühl vom Ankommen
- Lotta

- 1. Aug. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Sept. 2021
Auf der Autofahrt von München nach Hamburg durchströmt mich ein Mix aus Angst und Hoffnung. Angst davor, die Gegend und die Wohnung würden mir nicht gefallen und Hoffnung, dort endlich mein Zuhause zu finden. Und wenn ich von "Zuhause" schreibe, meine ich keinen Ort, sondern ein Gefühl. Das Gefühl angekommen zu sein. Ich hatte die Wohnung und einen Teil der Gegend bisher nur über FaceTime gesehen, von daher ist dies wortwörtlich eine Fahrt ins Ungewisse. Schon die Wochen zuvor überschlugen sich die Gedanken in meinem Kopf. Was, wenn es mir nicht gefällt? Was, wenn ich München vermisse? Was, wenn ich eine falsche Entscheidung getroffen habe? Mir gefällt München wirklich sehr, keine Frage, ich habe mich dort nur eben nie richtig zuhause gefühlt.
Der Sprinter ist bis oben hin voll. Die Fahrt fühlt sich endlos an. Nochmal das Ganze, darauf könnte ich ehrlich gesagt gut verzichten. Als wir die Neue Elbbrücke überqueren, in die Stadt einfahren, kribbelt es in meinem ganzen Körper. Je näher wir dem Ziel kommen, desto fester presse ich die Fußsohlen in die Fußmatte auf dem Beifahrersitz. Ich bin meiner Mutter so dankbar, dass sie mich (mal wieder) auf meiner Umzugstour begleitet und einen Teil der Fahrt übernommen hat. Ich bin noch immer in der Ungewissheit, was mich in den nächsten Minuten erwarten würde. Wir fahren in die Straße rein, die auf den ersten Blick sogar schöner wirkt, als ich es vermutet habe. Manchmal ist es doch zum Vorteil erstmal vom Schlimmsten auszugehen. Ein Neubau, frisch gestrichene Fassade. Mit den schwarzen Fensterrahmen ist es schlicht gehalten, wirkt aber sehr modern. Am Tor empfängt uns meine Vormieterin bzw. nun Nachbarin, die mit ihrem Freund in eine größere Wohnung innerhalb des Hauses umgezogen ist. Sie begrüßt mich mit einer Umarmung und begleitet uns schließlich hoch in die 4. Etage. Mit dem Fahrstuhl wohlgemerkt, das wäre somit das erste Highlight. Ich stecke mit leicht zitternden Händen den Schlüssel ins Schloss und öffne die Tür in mein neues eigenes Heim. Die lichtdurchflutete Wohnung trifft mich direkt ins Herz. Schockverliebt. Der lange Flur führt in den Schlaf- und Wohnbereich, der genug Platz für Bett und Sofa bietet. Die kleine Essecke konnte ich von meiner Vormieterin übernehmen. Hinter der Eingangstür ist genug Platz für einen PAX Kleiderschrank und alles weitere lässt sich in der kleinen Abstellkammer verstauen. Vom Flur ab geht es auf der linken Seite in das moderne beigefarbene Bad und rechts in die kleine Küche mit, Achtung nächstes Highlight incoming, einer Geschirrspülmaschine. Von hier aus gelangt man auf den Balkon mit Blick auf das unfassbar schöne Altbaugebäude gegenüber. In diesem Moment weiß ich: diese Wohnung ist perfekt für mich. Hier möchte ich bleiben.
Als ich nach der ersten Nacht in meiner Traumwohnung aufwache, mache ich mich direkt auf den Weg zur Alster. Zehn Minuten Gehweg. Es ist ein wunderschöner Sommertag. Ich laufe die Alsterwiese runter und erspähe langsam das durch die Sonne glänzende Wasser. Mir schießen direkt Tränen in die Augen. Kaum in Worte zu fassen, was ich in diesem Moment fühle. Unendliche Dankbarkeit, Glückseligkeit und… Vollkommenheit. Mein Herz tanzt. Ich laufe die Alster entlang in Richtung Schwanenwikbrücke. Beobachte dabei die Menschen in den Steg-Cafes, auf den Parkwiesen, die Segelboote und Stand Up Paddler. Es fühlt sich wie Urlaub an aber das hier ist nun mein Zuhause. Nie hat es sich so richtig, so wahr angefühlt diesen Satz auszusprechen und nach nicht mal 24 Stunden weiß ich, dass ich nirgends anders hingehöre. Auf einer Parkbank an der Alsterwiese atme ich den Moment ein. Lasse die vielen Eindrücke sacken, die Tränen unter meiner Sonnenbrille trocknen. Ich kann nicht aufhören zu grinsen. Danke du wunderschönes Hamburg für diesen Empfang. Sonne satt (ja ich weiß, ich soll mich nicht dran gewöhnen), meine persönliche Traumwohnung, ein aufregender Stadtteil. Auf dem Rückweg laufe ich die Lange Reihe entlang. Ich kann es kaum erwarten einmal in jedem der Restaurants und Cafes zu sitzen. Irgendwann meine Lieblingsbar zu kennen. Bald zu wissen, wo es den besten Eiskaffee, den perfekten Wein, die leckerste Bowl gibt. Ich werde keine Ecke auslassen. Ich werde jeden Moment inhalieren.
Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet einen Ort zu finden, an dem ich mich endlich angekommen fühle, obwohl mein Bauchgefühl eigentlich schon immer wusste, wo das sein wird. Aber vielleicht musste ich genau aus diesem Grund erst noch ein paar andere Seiten und vor allem Menschen kennenlernen, bevor ich mich endgültig niederlasse. Denn nun bin ich an einem Ort angekommen, an dem ich weiß: Hier bin ich zuhause.
Und egal wo es mich zwischenzeitlich vielleicht mal wieder hinverschlagen wird – ich werde immer Hamburg meinen, wenn ich sage, dass ich nach Hause fahre.




Kommentare