So viel und immer noch nicht genug
- Lotta

- 12. Sept. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Sept. 2021
Ich sitze vor meinem Laptop und checke meine Kontoauszüge. „Hm.“, denke ich mir. Noch vor einigen Monaten war ich froh, dass mein Praktikantengehalt ausreicht, um meine Miete und alles Notwendige zu bezahlen. Noch davor bekam ich finanzielle Unterstützung für meine Studienzeit. Rückblickend eine gute Entwicklung und doch war ich noch immer nicht zufrieden. Früher habe ich gesagt „wenn ich erstmal arbeite und einigermaßen von meinem Geld leben kann, dann bin ich zufrieden.“ und genau jetzt bin ich in der Situation und denke mir „Und nun?“ Und das ist nur ein banales Beispiel. Noch schlimmer ist das Ganze hinsichtlich der Erwartungen an mich selbst. Egal wie viel Lob oder Anerkennung ich bekomme, für mich ist immer noch Luft nach oben (in Bezug auf meine Leistung, nicht auf das Lob, versteht sich hoffentlich :-D). Ich kann nicht aufhören darüber nachzudenken was passieren wird, nachdem ich dies und jenes erreicht habe. Ich sehe nicht den Moment, sondern lebe gedanklich ständig in der Zukunft. Will mich immer steigern. Bin mir selbst nie genug.
Natürlich ist das Streben nach Optimierung/Perfektion/wie auch immer man es nennen mag ein Zeichen von Ehrgeiz, Ziele haben. Sich Ziele zu setzen ist wichtig, um zu wissen wofür man etwas tut. Der Nachteil ist nur eben, dass man das hier und jetzt oftmals nicht wahrnimmt und nicht erkennt, was man bereits alles geschafft hat und welche schönen Momente man auf seinem Weg erleben durfte, auch wenn man „es“ vielleicht noch nicht erreicht hat.
Es braucht einen Mix aus Vergangenheit und Zukunft, aus „Wertschätzung des bisherigen Erfolges“ und „dem Streben nach mehr“. Sich jeden Tag vor Augen halten, was man erreicht hat, stolz auf sich sein – das sind wir, oder zumindest ich, viel zu wenig. Nehmen uns keine Zeit, alles muss schnell gehen, alles muss noch besser werden, sehen eher die Misserfolge als die Erfolge. Aus diesem Grund wird oft (zurecht) empfohlen Dankbarkeitstagebücher zu führen, um sich genau das tagtäglich ins Bewusstsein zu holen. Manche können dieses, heute oft im esoterischen Zusammenhang verwendete Wort, vielleicht schon nicht mehr hören, ich finde es gehört dennoch in jeden Kopf eingepflanzt. Wofür bin ich heute dankbar? Familie, Gesundheit, Dach über dem Kopf, klar aber was noch? Heute zum Beispiel bin ich dankbar, dass ich Urlaub habe, passend dazu die Sonne scheint und ich mir gleich auf dem Wochenmarkt Blumen kaufen werde – das ist nämlich auch eines meiner wöchentlichen Glücksbooster. Ich bin mir sicher, dass Dankbarkeit und Glück, oder nennen wir es lieber Zufriedenheit, miteinander einhergehen. Und deshalb ist es wichtig, sich immer und immer wieder bewusst zu machen, wofür man dankbar ist, was den Tag erfüllt hat. Und wenn wir schon dabei sind, zeige ich hier direkt mal meine liebsten Glücksbooster, die immer ziehen.
Baden: Nichts geht über einen regnerischen Tag und eine heiße Badewanne. Dazu Kerzen, entspannte Musik oder ein Buch und abschalten.
Spazieren: Musik auf die Ohren und die frische Luft bewusst einatmen, ich liebs.
Bucket List/Vision Board: Wir brauchen Ziele, um motiviert zu bleiben. Ich habe sowohl eine Bucket List, die regelmäßig befüllt und abgearbeitet wird, als auch ein Vision Board mit Bildern. Darunter fällt, logisch, auch eine Safari in Afrika und mit Schweinen baden auf den Bahamas aber eben auch leicht umsetzbare und weniger kostenintensive Aktionen wie einmal im Stadion mitgrölen oder eine neue Sportart lernen. Besonders viel Freude hat man vor allem dabei anschließend einen Haken dahinter zu setzen. ;-)
Blumen kaufen: Mein wöchentliches Standardprogramm und ich freue mich jedes mal aufs Neue über den bunten Strauß im Wohnzimmer.
Familie besuchen: ein Telefonat ist schön aber noch viel erfüllender ist eine echte Umarmung. Zusammen Kaffeetrinken, Papas schlechte Witze und dem Dopamin steht nichts mehr im Weg.
Kaffeetrinken mit Herzmenschen: Lachen sorgt angeblich für die Ausschüttung von Glückshormonen und das geht wohl kaum besser als mit guten Freund*innen. Nachdem wir uns einmal über den bescheidenen Tag ausgelassen haben, kommen Themen mit Spaßfaktor auf den Tisch.
Sport: Ich muss ehrlich sagen, dass Sport meine absolute Nummer eins ist. Miese Laune, keine Motivation und dann den Körper ans Limit bringen ist genau das, was wieder hochzieht. Ich habe vor kurzem mit CrossFit angefangen und kann nur sagen: Wer körperlich gerne an seine Grenzen geht, der will nie wieder etwas anderes machen und das Maß an Glücksgefühlen im Nachhinein ist gigantisch.
Aber ganz im Ernst: Einen schlechten Tag zu haben ist natürlich völlig normal und manchmal hilft auch einfach gar nichts, aber bevor man sich in seine Laune reinsteigert, versucht man es vielleicht doch mit einem Glücksbooster. Und im worst case: einfach schlafen gehen, der nächste Tag wird besser!
Wer immer nach mehr strebt und nie zufrieden mit sich selbst ist, übersieht all das, was er bereits geschafft hat. Wir sollten dankbar und stolz auf uns sein.




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