Müssen wir immer glücklich sein?
- Lotta

- 7. Nov. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Nov. 2021
Den Morgen mit einer Viertelstunde Meditation beginnen, danach einen frisch gemixten grünen Smoothie mit Gerstengras und Matcha trinken und runterschreiben wofür man dankbar ist – klassische Ratschläge zum „Glücklichsein“. Kann man ja mal probieren. Als um 8 Uhr mein Wecker klingelt, ich schlecht geschlafen habe und somit absolut keine Lust zu meditieren, werfe ich meine Vorsätze schnell über Bord beziehungsweise verschiebe das „Glücklichsein“ auf den nächsten Tag. Ich bin an diesem Morgen direkt mit dem falschen Fuß aufgestanden und wusste, dass dies kein guter Tag werden würde. Und jeder weiß: wer mit so einer Einstellung seinen Tag beginnt, dem wird es auch nicht anders wiederfahren. Als würde das Schicksal sagen „Hey, wer sowas prophezeit, muss nun auch damit leben“. Ich bin mir sicher, mein Tag wäre besser geworden, wenn ich mich nicht in mein Loch vergraben und in Dauerschleife „was für ein Scheißtag“ gedacht hätte. Dabei ist es doch völlig normal auch mal einen miesen Tag zu haben und auch einfach mal nicht glücklich zu sein. Wer ist das schon? Ich glaube auch die Meditations- und Yogagurus, die dauerhappy zu sein scheinen, haben mal schlechte Laune, sie gehen nur eben anders damit um. Es ist alles eine Einstellungssache und ich glaube Optimisten haben eine höhere Frequenz an positiven Erlebnissen als Pessimisten, einfach weil sie eher das Gute als das Schlechte sehen und vielleicht auch weil sie fester an etwas glauben, Stichwort „etwas ins Universum schicken“. Trotzdem hat auch ein Optimist mal einen miesen Tag, durch den er sich kämpfen muss. Er flippt nur beim umgekippten Kaffeebecher nicht gleich aus und ärgert sich noch Stunden später darüber, sondern er wischt es weg und nimmt sich eine neue Tasse – Ende. Er hat eine innere Ruhe, die auch ich zu gerne hätte. Geht es also nicht eher darum seine Grundeinstellung zu ändern als das „Glücklichsein“ anzustreben? Ich erwische mich oft selber dabei wie ich mich so sehr in ein negatives Erlebnis hineinsteigere, anstatt einfach das Positive zu fokussieren. Ob es Ärger mit Freunden ist, ein geplatzter Deal auf der Arbeit oder ein kaputtes Glas (ja hey, da sind noch mehr im Schrank!). Ich bin mir sicher, dass diese positive Haltung Wunder bewirkt und uns zumindest gesamtheitlich zufriedener macht.
Was uns ebenfalls von der Zufriedenheit abhält ist der Vergleich mit anderen. Die eine hat eine schönere Figur, die andere verdient viel mehr Geld und wieder eine andere hat die Zeit von einem Land ins Nächste zu reisen. Das zieht runter und man sieht wieder nur das, was man selber nicht hat, statt sich all das bewusst zu machen, was man selber schon (erreicht) hat. Ich verbringe wahrscheinlich mehr Zeit damit über andere Menschen nachzudenken als über mich. Und das sollte sich so schnell wie möglich ändern. Auf sich selbst fokussieren ist ein ganz wichtiger Punkt, an dem ich tagtäglich arbeite. In meinem Leben geht es schließlich um mein Glück, nicht um das der Anderen.
Ich bin mir sicher, dass Meditation, grüne Smoothies und Tagebuchschreiben zu mehr Ausgeglichenheit führen aber ich denke nicht, dass die vielen Ratschläge etwas ändern, wenn der Schalter im Kopf nicht bedient wird. Ich habe mich immer von Ratschlägen leiten lassen und mich dann gewundert, warum es nicht klappt. Bestes Beispiel Thema Diäten. Von Low Carb über Stoffwechselkur bis hin zu Intervallfasten. Hat alles super funktioniert, keine Frage aber eben auch nur für den Zeitraum, den ich mir gesetzt habe. Ich habe mich wie irre gefreut, als ich nach den drei Wochen Stoffwechselkur endlich wieder normal essen durfte und zack, war alles wieder drauf. Zu dem Zeitpunkt ist in meinem Kopf nicht angekommen was der Sinn davon ist. „Schnell viel abnehmen“, das war mein Ziel über das „danach“ habe ich mir weniger Gedanken gemacht. Aber wie es halt immer so ist: man muss erst ein paar Mal hinfallen, bevor man seine Fehler begreift. Heute weiß ich, dass ich nie wieder einer Diät folgen würde. Ich höre auf meinen Körper, nicht auf Diätratgeber.
Was mich die letzte Zeit gelehrt hat? Erst wenn ich selbst begreife warum, wofür und mit welchem Ziel ich etwas tue, kann ich langfristig etwas ändern und zufriedener sein. Ich finde es klingt realistischer langfristig zufrieden als langfristig glücklich sein zu wollen. Das gelingt aber auch nur mit einer entsprechenden Einstellung. Deshalb versuche ich in jeder Situation als aller erstes das Positive zu sehen und alles lösungsorientiert anzugehen.
Ein positiver Geist zieht Positives an.




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