top of page

Ich bin dann mal erwachsen

  • Autorenbild: Lotta
    Lotta
  • 30. Jan. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 6. Feb. 2022

Der anstehende 18. Geburtstag meiner Schwester hat mich dazu veranlasst, mal darüber nachzudenken, was sich eigentlich verändert hat so ab dem Erwachsenenalter und vor allem, was sich als Vorteil und was sich als Nachteil herausgestellt hat. Vermisse ich die unbeschwerte Jugend oder liebe ich das unabhängige Erwachsenenleben?


„Mama, darf ich heute Abend in die Stadt?“


Oh ja, ich erinnere mich gut. Als U18 geht nichts ohne Muttizettel. Man muss immer fragen. Jedes Mal erklären, mit wem man jetzt wo hin geht. Vor den Eltern bleibt nicht verheimlicht, wenn man um 5 Uhr in der Früh die Treppe hochstolpernd nach Hause kommt und auch der Kater am Morgen lässt sich nur schwer verbergen. Genau das möchte ich nicht mehr missen. Einfach zu tun, was ich möchte, ohne vorher Rechenschaft ablegen zu müssen, wo man sich wieder rumtreibt. Nach Hause zu kommen, wann ich will. In mein eigenes zuhause. Morgens alleine aufzuwachen und so lange liegen zu bleiben, wie ich möchte. Eine eigene Wohnung ist auf jeden Fall das allerschönste, auch wenn ich das gemeinsame Sonntagsfrühstück mit der Familie vermisse, was ich natürlich auch immer noch haben könnte, wenn ich mich Sonntagfrüh in die Regio setzen würde (Sonntagfrüh?! Naaaaah).


„Mama, was gibt es heute zu essen?“


Das waren noch Zeiten, als man sich absolut gar keine Gedanken um den Essensplan für den Tag machen musste. Kühlschrank auf, irgendwas war immer da. Das ist jetzt leider nicht mehr so. Kühlschrank auf und gähnende Leere, wenn ich es mal wieder nicht pünktlich zum Einkaufen geschafft habe. Ohne Wochenplan funktioniert da bei mir nichts und wirklich abwechslungsreich kann man das, was ich unter der Woche koche oder nennen wir es lieber „zubereite“, auch nicht nennen. Den größten Respekt an alle Mütter, die sich jeden Tag aufs Neue überlegen müssen, womit sie die Familie satt und glücklich bekommen, wenn der eine keine Pilze mag und der andere sich am liebsten nur von Hackfleisch ernährt. Also hinter Mamas Küche kann man auf jeden Fall ein fettes „Vermissung“ mit rotem Ausrufezeichen schreiben.


„Mama, kann ich den Pullover haben?“


Was kostet schon die Welt, wenn man sich selber nicht drum kümmern muss… Es war schon ziemlich geil, als man nur fragen und nicht das eigene Portmonee zücken musste. Auf der anderen Seite kann man sich als Ü18 mit einem ordentlichen Job an der Seite gegebenfalls auch mehr leisten als nur den einen Pulli, den man doch neulich erst bekommen hat. Man muss sein Geld eben selber einteilen. Das kann Fluch und Segen zugleich sein. In Hinblick auf mein Freizeitleben, Klamotten und Co. feiere ich dieses Upgrade – hinsichtlich Miete, Internet, Versicherungen & Co. eher nicht so.


„Kann das jemand unterschreiben?“


Der neue Handyvertrag, die Entschuldigung in der Schule, irgendwelche Dokumente von der Krankenkasse. So richtig einen Plan, was man da unterschreiben musste, hatte man ja eigentlich nie. Zumindest habe ich mir nicht die 36 Seiten Vertragsklausel durchgelesen. Mama und Papa machen das schon. Tja, jetzt sind wir selbst dafür verantwortlich, was wir da unterschreiben und haben im worst case eine 2-jährige Fitnessstudio-Mitgliedschaft unterschrieben, obwohl wir nur das Probetraining machen wollten. Zack, ist die Kohle weg, unsere natürlich, nicht die unserer Eltern.


Steuererklärung machen, Rechnungen bezahlen, Verträge unterschreiben – das, was damals Mamas und Papas Aufgabe und Welten von mir entfernt war, ist nun fester Bestandteil meines Erwachsenenlebens und ja, was soll ich sagen, Spaß macht das auf jeden Fall nicht. Es war schon deutlich unbeschwerter als man sich keine Gedanken darüber machen musste. Andererseits kann man nun umso besser nachvollziehen, was die Eltern da seit Jahren (für einen) schaffen. Ich bin sehr dankbar für das behütete Zuhause, das gute Essen, umsorgt zu werden, wenn ich krank war. Allerdings möchte ich nicht mehr tauschen, auch wenn ich den ein oder anderen Vertrag gerne mal abgeben würde oder den Pulli nicht selber bezahlen möchte. Letztendlich lebe ich in einer Welt, die ich mir (mit meinem eigenen Geld) geschaffen habe. In einer Wohnung mitten im Herzen von Hamburg, ich kann essen, worauf ich Lust habe, mein Geld für Restaurants, Reisen oder aber eben auch einfach irgendeinen Schrott, den ich gerne haben möchte, ausgeben.


Erwachsensein ist nicht so einfach – Erwachsenwerden aber auch nicht. Man hat in dem Alter eben andere Probleme. Schule, Freunde, Jungs. Die sind genauso schwerwiegend wie Job, Lebensunterhalt, Altersvorsorge und was nicht alles dazu gehört. Vielleicht sind sie sogar noch viel dramatischer, weil man im Teenie-Alter noch gar nicht glauben kann, dass man diese Probleme irgendwann auch wieder los sein wird. Man denkt, man ist für immer und ewig hoffnungslos in Paul aus der Parallelklasse verliebt und ohne Paul macht das Leben keinen Sinn. Zu dem Zeitpunkt ahnt man noch gar nicht, wie „süß“ man das irgendwann finden wird.


Auch wenn das Erwachsensein manchmal verdammt ätzend sein kann, ist es doch irgendwie das Schönste ein selbstständiger Mensch geworden zu sein, der sich nun seine eigene Welt gestalten kann.


ree



Kommentare


©2021 lottashafen. Erstellt mit Wix.com

Kontakt

Falls du dich zu bestimmten Themen austauschen oder meine Gedanken zu einem Thema in Form eines neuen Beitrags lesen möchtest, schreib mir gerne an:

bottom of page